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Beachvolleyball
Beachvolleyball

06/2019

Sand zwischen den Zehen und ein Ball in der Hand: Beachvolleyball findet immer mehr Anhänger. Wir erklären, für wen der Sport sich eignet, wo man Gleichgesinnte trifft und sich mit ihnen messen kann und was es mit den geheimen Handzeichen auf sich hat.

Sommer 1930. Unter den Palmen an der Pier von Santa Monica, Kalifornien, wartet der junge Volleyballspieler Paul Johnson auf seine Teamkollegen. Zwölf sollten es sein, für ein übliches Match mit sechs Spielern pro Seite. Aber nur drei weitere Sportler sind gekommen. Egal, sagt sich die Gruppe, spielt mit zwei Mann je Team drauflos und begründet so eine Sportart, die mittlerweile alle Kontinente erobert hat und seit 1996 olympisch ist.

Der weltweite Beachvolleyball-Boom hat mehrere Gründe: Als eine der wenigen Teamsportarten, die zu zweit gespielt werden, verbindet Beachvolleyball Teamspirit mit Eigeninitiative. Als Equipment reichen ein Ball, Sonnenschutz und kurze Hosen. Sonniges Wetter, frische Luft und – je nach Standort – Meeresrauschen oder Badeseeplätschern bringen ein bisschen Urlaubsfeeling in die Sporteinheit.

Für wen eignet sich die Sportart? Wer gerne Sand unter den Füßen und einen Ball in den Händen hat, ist goldrichtig. Die bei Volleyballern oft auffällige Größe hält Markus Böckermann, Olympiateilnehmer von 2016, zweifacher Deutscher Meister im Beachvolleyball und selbst 1,98 Meter groß, aber für nachrangig: „Wer flink ist oder pfiffig und mit Köpfchen spielt, muss nicht unbedingt riesengroß sein.“

Learning by doing: Vom Vereinstraining bis zur Volleyballreise

Spätestens seit 2016, als das deutsche Damenduo Laura Ludwig und Kira Walkenhorst an der Copacabana in Rio de Janeiro den Olympiasieg holte, ist auch hierzulande das Beachvolleyball-Fieber ausgebrochen. Wer den Sport erlernen möchte, findet dafür in größeren Städten Beachvolleyballklubs. Viele Hallenvolleyballvereine tauschen im Sommer den Hallenboden gegen Sand und freuen sich über Neuzugänge. Das Training im Winter eignet sich dann bestens, um die Grundtechniken einzuüben, die sich bei beiden Varianten weitgehend gleichen.

Oft reicht es aber, den nächsten Beachvolleyballplatz anzusteuern und einfach zu fragen, ob und wann sich dort gleichgesinnte Anfänger treffen. Wer intensiver einsteigen möchte, bucht ein Beachvolleyballcamp. Diese finden das ganze Jahr über in Urlaubsregionen weltweit statt – von Sri Lanka bis Rügen – und bieten eine ausgewogene Mischung aus Training und Erholung. Auch in Deutschland können Sie am Beachvolleyballplatz mitfiebern. In Münster, Frankfurt oder Köln können Sie solche Veranstaltungen besuchen.

Schließlich stellt sich beim Beachvolleyball die wichtige Frage nach der richtigen Wahl des Partners. Im Profibereich bilden meist ein etwas größer gewachsener Blockspieler und ein flinker Abwehrspieler ein Team. Auch die Charaktereigenschaften sollten zusammenpassen. „In der Regel braucht es einen Führungsspieler, der das Spiel leitet, und einen, der diesem folgt“, sagt Markus Böckermann. „Aber vor allem muss das Menschliche zwischen den Spielern stimmen.“ Letzteres dürfte als goldene Regel für Freizeitsportler erst mal ausreichen.

Turniere zum Mitmachen und Mitfiebern

Körpergröße oder Spielwitz stimmen, die Grundtechniken sitzen, und auch die Partnerfrage ist entschieden? Auf zahlreichen Turnieren können sich Breitensport-Beacher deutschlandweit mit anderen im Sand messen. Eine Übersicht zu Anmeldemodus und Terminen bieten die Webseiten der Volleyball-Landesverbände. Übrigens: Wird ein Turnier im „Double-Elimination-Verfahren“ gespielt, scheidet dasjenige Team aus, das zwei Spiele verloren hat. Wer mit Beachvolleyball-Vokabular beeindrucken möchte, nennt das „One, two, BBQ“. Was so viel bedeutet wie „Zweimal verloren? Egal, wir machen es uns am Grill gemütlich und gucken den anderen zu.“

Apropos zugucken: Die Tricks der deutschen Beachvolleyball-Profis kann man sich bei Events wie dem Urlaubsguru-Beach-Cup abschauen, der Anfang Mai in Köln startete und noch auf Norderney und in Münster Station macht.
Die „Techniker Beach Tour“ ist so etwas wie die Beachvolleyballbundesliga, die höchste deutsche Turnierserie. Nach jeweils vier Terminen in Städten (Münster, Düsseldorf, Nürnberg und Dresden) und an der Küste (St. Peter-Ording, Fehmarn, Zinnowitz und Kühlungsborn) erreicht sie ihren Höhepunkt bei den Deutschen Meisterschaften in Timmendorfer Strand (29.08.–01.09.2019). Der Eintritt zu den Veranstaltungen ist in der Regel frei. Auch Profi Markus Böckermann hat zu seiner aktiven Zeit am liebsten an der Ostseeküste aufgeschlagen: „Die Kulisse und das Urlaubsfeeling sorgen einfach für gute Laune.“

Beachvolleyball-Basics

Baggern
Die Feldverteidigung erfolgt in der Regel mit dem Bagger. Dabei werden beide Arme vor den Körper gehalten und die Hände ineinandergelegt. Der Ball wird dann im Bereich hinter den Handgelenken abgewehrt.

Pritschen
Darauf folgt das Zuspiel, meist mit dem Pritschen: Die Hände werden über der Stirn wie zu einem Körbchen geformt, die Finger dabei gespreizt, die Daumen zeigen zueinander. Um den Ball zu spielen, werden die Handgelenke nach außen geklappt.

Cutshot, Pokeshot, Lineshot
Neben dem mit gestrecktem Arm hart geschlagenen Ball kommen beim Beachvolleyball Cutshot, Pokeshot und Lineshot zum Einsatz: Der Cut ist ein mit viel Drall extrem diagonal gespielter Ball, beim Poke wird der Ball durch eine kurze Berührung mit den Knöcheln von Zeige- und Mittelfinger einer Hand ins gegnerische Feld manövriert, und beim Lineshot sollte der Ball in etwas höherem Bogen in gerader Richtung über den Blockspieler segeln und in der Ecke landen.

Handzeichen beim Beachvolleyball

Sie sind eines der bekanntesten Motive des Sports: Über spezielle Handzeichen vor dem unteren Rücken zeigt der Blockspieler seinem Partner an, wie er den gegnerischen Angriff oberhalb der Netzkante blocken wird. Die linke Hand steht für den linken, die rechte für den rechten Gegenspieler. Ein gestreckter Zeigefinger bedeutet, dass der Block versucht, die gerade Schlagrichtung des Gegners abzudecken. Sind Zeige- und Mittelfinger gestreckt, wird die diagonale Seite geblockt. Eine Faust zeigt an, dass der Block nur angetäuscht wird („Fake Block“) und der Spieler sich zur Abwehr ins Feld zurückzieht. Profiteams entwickeln ihre eigene Zeichensprache und so eine Vielzahl zusätzlicher Kommandos.