Kaffeebohnenhintergrund mit einer Tasse frischem, heissen Kaffee
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Kaffeezeit
Beste Bohne

09/2020

Gutgelaunt ohne Morgenkaffee – geht das? WAGEN EINS klärt auf, welche Wirkung das heißgeliebte Getränk auf uns hat.

Ob Espresso, Latte macchiato oder Café au lait, pur schwarz oder mit Milch und Zucker: Kaffee ist das Lieblingsgetränk der Deutschen. Laut einer aktuellen Studie trinken ihn rund 89 Prozent täglich, und zwar durchschnittlich 3,6 Tassen am Tag. Das macht 166 Liter pro Kopf, drei Prozent mehr als im Vorjahr (Quelle: Tchibo Kaffeereport in Kooperation mit brand eins und Statista).

Auch weltweit gehört Kaffee zu den beliebtesten Getränken. Kaum verwunderlich also, dass er nach Auskunft des Deutschen Kaffeeverbands auch zu den besonders gut erforschten Lebensmitteln gehört. Hunderte wissenschaftliche Studien beschäftigen sich mit dessen Wirkung auf unsere Gesundheit. Das sorgt manchmal für Verwirrung: Während die einen behaupten, der Genuss von Kaffee sei nicht sonderlich gesund, ja könne uns sogar schaden, bescheinigen vor allem neuere Studien der dunklen Bohne überaus positive Effekte auf Körper und Seele.

Der Wecker

Unumstritten ist: Kaffee ist ein toller Muntermacher – sicher der Hauptgrund, warum viele auf keinen Fall auf ihren Morgenkaffee verzichten möchten. Auch gibt es zahlreiche eingeschworene Espresso-Fans nach Mittag- oder Abendessen.

Es ist der Inhaltsstoff Koffein, der wach macht, uns „ermuntert“ und stimuliert. Weil Koffein zum einen die Gefäße verengt, sodass unser Herz das Blut mit mehr Druck pumpen muss. Die Folge: Herz- und Atemfrequenz steigen, das Gehirn und der übrige Körper werden optimal mit Blut versorgt, was wiederum das Konzentrationsvermögen sowie die geistige und körperliche Leistungsfähigkeit steigern kann. Zum anderen blockt Koffein im Hirn den hemmenden Neurotransmitter Adenosin, einen Botenstoff, der Körper und Geist schläfrig macht.

Die Wirkung des Koffeins setzt allerdings bei jedem anders ein. Bei dem einen braucht der Stoff nur wenige Minuten, beim anderen schon mal eine halbe Stunde. Genauso ist – je nach Stoffwechseltyp – die Wirkungsdauer individuell verschieden. Aber keine Angst! Bewiesen ist: Kaffee macht nicht abhängig. Wer ihn allerdings regelmäßig trinkt, gewöhnt sich daran und reagiert weniger stark auf Koffein als jemand, der das Naturprodukt eher selten konsumiert.

Nahaufnahme einer asiatischen Frau mit Geruch und heißem Kaffee mit Wohlfühlen im Café
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Der Glücklichmacher

Als echter „Glücklichmacher“ wird Kaffee natürlich nur von Menschen bezeichnet, die das Heißgetränk als Genussmittel verstehen und als wohlschmeckend empfinden. Doch eine aktuelle repräsentative Umfrage unter mehr als 5000 Kaffeetrinkern in Deutschland ergab, dass mehr als die Hälfte von ihnen Kaffee nicht nur als Muntermacher einsetzen, sondern auch als Stimmungsaufheller nutzen. Zum Vergleich: Nur 11,6 Prozent greifen hierfür täglich zu Süßigkeiten (Quelle: Tchibo Kaffeereport 2020).

Wie macht (guter) Kaffee glücklich? Schon sein einzigartiger Duft kann betören, dazu kommt sein besonderes Aroma. Und dann spielt wieder der Inhaltsstoff Koffein die Hauptrolle: Er fördert den Ausschuss energie- und intelligenzsteigernder Stoffe wie Norepinephrin und Dopamin. Außerdem drosselt Koffein das Hungergefühl, es bremst Heißhungerattacken aus, regt nachweislich den Stoffwechsel an und fördert die Fettverbrennung. Alles Effekte, die eine gewünschte Gewichtsreduzierung unterstützen können – auf Zucker sollte man dann allerdings verzichten.

Übrigens: Wissenschaftlich längst widerlegt ist die verbreitete These, Kaffee entziehe dem Körper Flüssigkeit, wie das bei Alkohol der Fall ist. Zwar gilt das Getränk nicht als Durstlöscher im eigentlichen Sinn, doch darf es aufgrund seines Wassergehalts durchaus bei der täglichen Flüssigkeitsbilanz mitgezählt werden.

Wie viel ist gesund?

Grundsätzlich gilt: Auf gesunde Erwachsene hat ein moderater Kaffeegenuss positive Auswirkungen.

In ihrem Gutachten zur Sicherheitsbewertung von Koffein rät die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA): „Eine über den gesamten Tag verteilte Koffeinaufnahme aus allen Quellen von bis zu 400 mg pro Tag (etwa 5,7 mg/kg/Tag) ist für die gesunde erwachsene Allgemeinbevölkerung unbedenklich, ausgenommen Schwangere.“

Ob unser Lieblingsgebräu also gesund ist, kommt eben auf die Menge an – und sicher auch auf die Qualität. So kann der Inhaltsstoff Koffein bei exzessivem Konsum zu Nervosität und innerer Unruhe führen; das wiederum kann Schlafprobleme verursachen. Auch bei manchen Erkrankungen wird gänzlich vom Kaffeegenuss abgeraten. Im Zweifel sprechen Sie mit Ihrem Arzt. Und wer so gar nicht vom täglichen Becher ablassen kann, obwohl er es besser sollte: Es besteht ja auch die Möglichkeit, auf entkoffeinierten Kaffee auszuweichen.