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Finanzen + Nachhaltigkeit
Fair Banking

10/2021

Was macht meine Bank mit meinem Geld? Viele Menschen wünschen sich Nachhaltigkeit, auch bei ihren Finanzen. WAGEN EINS informiert, wie das funktionieren kann.

Es wird viel geredet über Nachhaltigkeit. Den Grundstein dazu legte die sogenannte Brundtland Kommission, auch „Weltkommission für Umwelt und Entwicklung“ genannt und als unabhängige Sachverständigenkommission der Vereinten Nationen gegründet. 1987 veröffentlichte sie den Report „Unsere gemeinsame Zukunft“, in dem erstmals das Konzept der nachhaltigen Entwicklung formuliert und definiert wurde. Dort heißt es: Nachhaltig ist eine Entwicklung, „die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden“.

Nachhaltig handelt, wer das Wohlergehen der internationalen Gemeinschaft im Auge behält, sich für unsere Erde einsetzt. Es geht um soziale, ökologische und ethische Faktoren.

Der Kapitalmarkt

Mehr und mehr wird auch der Kapitalmarkt durch soziale, ethische und ökologische Aspekte bestimmt. Allein weil Nachhaltigkeit beim Anlegen eines Kontos oder einer Investitionsentscheidung für immer mehr Anleger:innen eine Rolle spielt, hat sich das Thema bei den Kapitalmarktakteuren zu einem Wettbewerbskriterium entwickelt.

Laut dem jährlichen Marktbericht des Forums Nachhaltige Geldanlagen (FNG) ist 2020 die Gesamtsumme der Geldanlagen, die in Deutschland unter Berücksichtigung von umweltbezogenen, sozialen und auf eine verantwortungsvolle Unternehmensführung bezogenen Kriterien angelegt sind, um 25 Prozent gestiegen, Zum Jahresende 2020 gab es ein neues Rekordvolumen von 335,3 Milliarden Euro. Dem Bericht zufolge investierten allein die Privatanleger:innen im vergangenen Jahr 29,8 Milliarden Euro in nachhaltige Fonds und Mandate. Das waren 117 Prozent mehr als zum Jahresende 2019. „Wir beobachten gerade, dass Nachhaltigkeit der neue Mainstream wird“, beschreibt Christian Klein, Professor für nachhaltige Finanzwirtschaft an der Universität Kassel, die Situation in einem Interview mit dem Deutschlandfunk.

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Meine Bank?

Geld liegt nicht auf der Bank, es arbeitet. Banken entscheiden, was mit den Euro passiert, die wir einem Konto anvertrauen, in welche Projekte das Geld investiert wird. Schaut man sich das Angebot der deutschen Banken an, so scheint eine Nachhaltigkeitsstrategie zwar mittlerweile Standard zu sein. Liegt einem das Thema Nachhaltigkeit jedoch wirklich am Herzen, sollte man sich genau informieren, wo das eigene Finanzinstitut steht. Laut einem Bericht der Stiftung Warentest zeigen sich Banken leider wenig transparent. Grundsätzlich sei, so die Auffassung des Non-Profit-Unternehmens urgewald.org, davon auszugehen, dass „konventionelle Banken alle Unternehmen und Sektoren finanzieren, sofern sie diese nicht explizit ausschließen“.

Ausschlusskriterien haben laut FNG bei der nachhaltigen Geldanlage generell die höchste Bedeutung. 93 Prozent aller erfassten Fonds und Mandate nutzen diese Möglichkeit, um besonders kontroverse Unternehmen, die zum Beispiel gegen Menschenrechte verstoßen oder in Korruption verwickelt sind, vom Investment auszuschließen.

Grünes Konto

Mit diversen Rankings, wie zum Beispiel dem FairFinanceGuide, lässt sich die eigene Bank besser einschätzen. Ein tatsächlich grünes Konto bieten aber nur solche Banken, die sich im Großen und Ganzen sozial, ethisch und ökologisch orientieren. Als nachhaltige Banken aufführen lassen sich die GLS-Bank, die EthikBank, Triodos und die Umweltbank. Neben der Transparenz für ihre Kund:innen haben sie sich den Ausschluss bestimmter Branchen durch Negativkriterien (wie Rüstungs- und Atomindustrie, Umweltzerstörung) und die Auswahl bestimmter Branchen durch Positivkriterien (etwa ökologische Landwirtschaft, Umweltmanagement) auf die Fahne geschrieben. Alle genannten Banken bieten ausschließlich Onlinebanking. Wer einen Wechsel plant, prüft das jeweilige Dienstleistungsangebot und die Konditionen der Alternativbanken online auf Herz und Nieren. Für Einsteiger:innen in das Thema „Grüne Finanzen“ liefert das gleichnamige Buch der Finanzberaterin Jennifer Brockerhoff einen guten Überblick.