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Streckenausbau
Jahrzehnt der Eisenbahn

02/2020

Bund und Bahn wollen in den nächsten zehn Jahren 86 Milliarden Euro in die Infrastruktur investieren. Was genau ist für 2020 geplant? Und wo wird mit Beeinträchtigungen zu rechnen sein?

Klimaschutz wird für uns mit jedem Tag wichtiger – ein Grund, warum in den nächsten Jahren immer mehr Menschen auf die Bahn umsteigen werden. Um für die Anforderungen gewappnet zu sein, unterzeichneten Bund und DB Mitte Januar mit der sogenannten Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung III ein Modernisierungsprogramm für das Schienennetz: Für 86 Milliarden Euro sollen bis 2030 zahlreiche Gleise und Bahnhöfe, Stellwerke und Energieversorgungsanlagen erneuert werden. DB-Vorstandsvorsitzender Richard Lutz sprach vom „Jahrzehnt der Eisenbahn“ und betonte: „Die Infrastruktur ist nicht nur Grundlage für Wachstum und Verkehrsverlagerung, sondern auch für gute Betriebsqualität und hohe Pünktlichkeit.“ Ein gewaltiges Projekt also, das bereits in diesem Jahr Fahrt aufnimmt. Mit welchen Maßnahmen aber geht es 2020 los und wo werden die größten Baustellen zu erwarten sein?

Wieviel Geld wird 2020 investiert? 

Insgesamt wird die Deutsche Bahn im laufenden Jahr 12,2 Milliarden Euro in die Eisenbahninfrastruktur stecken – das sind 1,5 Milliarden Euro mehr als 2019. 7,6 Milliarden Euro dieses Etats stammen aus dem Topf der Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung (LUFV III). Davon fließen 5,4 Milliarden in die bestehende Eisenbahninfrastruktur – vor allem in Gleise, Weichen, Signalanlagen, Brücken und Bahnhöfe. Mit 2,2 Milliarden Euro soll der Aus- und Neubau finanziert werden. Weitere 2,2 Milliarden Euro stammen aus Budgets wie dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG), dem Eisenbahnkreuzungsgesetz und den Sonderprogrammen des Bundes. 2,4 Milliarden Euro setzt die DB an Eigenmitteln in der Instandhaltung ein.

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Was genau ist für 2020 geplant? 

Mit dem Geld sollen rund 1.800 Kilometer Gleise und mehr als 1.900 Weichen erneuert sowie 160 Brücken modernisiert werden. An über 800 Bahnhöfen und Stationen wird gebaut – vom Wetterhäuschen über die Verbesserung der Barrierefreiheit und Kundeninformation bis hin zur Generalsanierung. Allein in die Bahnhöfe fließen insgesamt rund 1,6 Milliarden Euro. Neue Umrichterwerke sorgen für die Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Energien in das Bahnstrom-Netz. Auch der Bereich Bau macht sich startklar für die wachsenden Anforderungen: Allein 2020 stellt DB Netz noch einmal über 2.000 neue Fachleute in Bauberufen ein.

Wo ist mit Störungen zu rechnen?

Zwischen April und Oktober erneuert die DB rund 190 Kilometer Gleise und 54 Weichen auf der Schnellfahrstrecke Mannheim–Stuttgart. Elf Großprojekte gehen in Betrieb, zum Beispiel der MegaHub in Lehrte und die Elektrifizierung der Ausbaustrecke München–Lindau. 46 Großprojekte sind weiter im Bau, darunter die Neubaustrecke Wendlingen–Ulm, die Ausbaustrecke Oldenburg–Wilhelmshaven, die Neu- und Ausbaustrecke Karlsruhe–Basel sowie die Elektrifizierung der Südbahn Ulm–Friedrichshafen. 18 Spatenstiche stehen an, etwa für den weiteren ETCS-Ausbau auf dem Korridor Rhine–Alpine sowie für die Bahnhöfe Rostock-Bramow oder Wünsdorf. Neben zahlreichen kleinen und mittelgroßen Stationen modernisiert die DB die Hauptbahnhöfe Dortmund und Hannover sowie Berlin Zoologischer Garten. Damit alles reibungslos verläuft und die Baustellen so wenig wie möglich den Fahrbetrieb stören, steht ein Budget für Ersatzbrücken oder Ausweichgleise zur Verfügung.

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Warum überhaupt ein Zehn-Jahres-Plan?

Die Laufzeit von zehn Jahren schafft mehr Planungssicherheit für die DB und die Wirtschaft. So können Kapazitäten bei Bau- und Planungsfirmen zukunftssicher aufgebaut und langfristige Vereinbarungen mit Lieferanten geschlossen werden. Das ist ein Anreiz für mehr Kapazität und Innovationen in der Bahnbaubranche. 


86 Milliarden – wieviel ist das eigentlich?

Alle reden von der „Rekordsumme“ 86 Milliarden Euro – diese Zahl sprengt tatsächlich ein wenig unsere Vorstellungskraft. Um sie begreifbarer zu machen, haben wir mal nachgerechnet, was man sich für diese Summe noch so kaufen könnte:

  • Tausend Top-Fußballspieler wie Lucas Hernandez, für den der FC Bayern im letzten Jahr 80 Millionen Euro hinblätterte
  • Knapp hundert Yachten wie die „Eclipse“, mit 850 Millionen die die teuerste Yacht der Welt
  • 21500 Tonnen Trüffel
  • Man könnte 66153 Mal (oder ca 180 Jahre lang) Robbie Williams bei sich im Wohnzimmer auftreten lassen, der pro Abend 1,3 Millionen Euro kassiert
  • Oder: 274 Fortsetzungen von „Der Fluch der Karibik“ drehen, dessen letzter Teil „Am Ende der Welt“ mit knapp 314 Millionen Euro der teuerste Film aller Zeiten ist
  • Man könnte 1102564 Mal (oder 3020 Jahre lang) im Grand Penthouse des Hotels The Mark in New York schlafen – die teuerste Suite der Welt kostet pro Nacht knapp 78 000 Euro
  • Oder: 1791 Mal zum Mond fliegen. Für einen geplanten Ticketpreis von 48 Millionen Euro wollen Elon Musk und sein Unternehmen SpaceX in Zukunft Weltraumtouristen ins All befördern (Rückflug natürlich inklusive)