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Zukunft der Mobilität
Mehr Mobilität, mehr Möglichkeiten

08/2016

Wie sieht die Geschäftsreise von morgen aus? Eine aktuelle Expertenstudie der Deutschen Bahn untersucht, in welche Richtung sich die berufliche Mobilität entwickelt.

Dienstagmorgen, 8:20 Uhr, Köln Hauptbahnhof. Auch heute ist die Kölner Modeeinkäuferin mit dem Rad hierher gekommen, um mit dem ICE weiter nach Frankfurt zu fahren. Da auch dort die Sonne scheint, entscheidet sie sich für ein Leihrad von der Station am Hauptbahnhof, das sie über ihre Smartphone-App freischaltet. Ohne Stau und Zeitverlust sitzt sie pünktlich um 9:45 Uhr im Meeting nahe des Frankfurter Palmengartens, hat nebenbei noch die Firmen-Reisekasse geschont und etwas für sich und für die Umwelt getan.

Diese Form der Geschäftsreise hat sich als Alternative zur klassischen Firmenwagenfahrt schon vielfach etabliert. Doch das ist erst der Anfang. Denn so wie sich die Arbeitswelten mit einer zunehmenden Digitalisierung und einem wachsenden Umweltbewusstsein verändern, geraten auch die beruflichen Fortbewegungsformen immer stärker in Bewegung. Wie aber sieht die geschäftliche Fortbewegung der Zukunft aus? Auf welche Verkehrsmittel werden Geschäftsreisende setzen, die viel Zeit in Bahn, Flugzeug und Firmenwagen verbringen? Und individuelle Angebote erwarten, die ihren Bedürfnissen entgegenkommen – und ökologisch, flexibel und effizient sind.

Um die Erwartungen und Wünsche dieser bislang kaum erforschten Zielgruppe erstmals zu untersuchen, hat die Deutsche Bahn die aktuelle Studie „Die Zukunft der geschäftlichen Mobilität“ vorgelegt, die zeigt, wie sich Geschäftsreisende sowie Mobilitäts- und Umweltexperten die Fortbewegungsformen im Jahr 2025 vorstellen. Die Befragten wurden sorgfältig ausgewählt und besetzen repräsentierende Bereiche: vom Travel-Manager eines DAX-Konzerns über den Geschäftsführer eines kleinen Start-ups bis zu Wissenschaftlern, die im Bereich Mobilität und Urbanität forschen.

Vernetzung ist das Motto der Zukunft

Ob zum Kundentermin in München oder zur Branchenmesse in Köln: Nahezu alle Mobilitätsexperten erwarten eine steigende Zahl an innerdeutschen Geschäftsreisen bis zum Jahr 2025 – weder E-Mails noch Videokonferenzen können dem persönlichen Treffen demnach den Rang ablaufen. Die digitale Kommunikation trägt lediglich zur Verringerung der kostenintensiven Geschäftsreisen insbesondere ins Ausland bei. „Allerdings zeichnet sich ab, dass der Trend zur spontanen Kombination von Verkehrsmitteln geht. Der Dienstwagen wird stark an Bedeutung verlieren“, sagt Birgit Bohle, Vorsitzende der Geschäftsführung der DB Vertrieb GmbH. Für die Deutsche Bahn und ihre Mitarbeiter bieten diese und andere Ergebnisse daher auch wertvolle Hinweise, wie sich das Mobilitätsunternehmen künftig aufstellen muss, um im Dialog mit ihren Kunden gemeinsam die Weichen für die Zukunft der beruflichen Mobilität zu stellen.

Attraktive Alternativen zum Firmenwagen: Carsharing und Bahncard Carsharing, öffentliche Verkehrsmittel und Mobilitätsketten können den Firmenwagen nach Ansicht der Experten künftig ersetzen.

Autos teilen, statt besitzen

So nennen die Mobilitätsexperten als beliebtestes Verkehrsmittel zwar noch Firmenwagen (87 Prozent) und Bahn (84 Prozent), gefolgt von Flugzeug (65 Prozent) und Mietwagen (49 Prozent). Allerdings werden Geschäftsreisende künftig nach Ansicht von 78 Prozent der Befragten wesentlich häufiger den öffentlichen Nah- und Fernverkehr nutzen, insbesondere im städtischen Raum. Mehrere Entwicklungen unterstützen diesen Trend: das gestiegene Umweltbewusstsein sowie höhere Anforderungen an effiziente Fortbewegungsmittel ohne Stress, Stau und Zeitverluste. Insbesondere für junge Berufsanfänger ist es schon heute attraktiver, ein Auto zu teilen, anstatt eines zu besitzen. Dies belegen die aktuellen Zahlen des Bundesverbands CarSharing mit rund 757.000 registrierten Nutzern bei den Carsharing-Unternehmen, zu denen auch der Bahn-Service Flinkster gehört – einer der ersten Anbieter der Branche. Dies bedeutet ein Plus von 65 Prozent im Vergleich zum Jahr 2013.

Nicht mehr das Auto steht damit im Mittelpunkt, sondern die Mobilität. Carsharing, Bahnen, Busse und andere Verkehrsmittel (Grafik) rücken in den Vordergrund und bilden neue Ketten der Fortbewegung, die „intermodale Mobilität“. Um für den schnellsten Weg verschiedene Verkehrsmittel bequem miteinander zu kombinieren, soll in Zukunft eine einzige App genügen, die dem Nutzer mit nur einer Anfrage den Weg zur nächsten Leihradstation weist, die beste Zugverbindung anzeigt und gleich den elektrisch betriebenen Carsharing-Wagen am Ankunftsort mit dazu bucht.

Etwa so könnte die Zukunft der Geschäftsreisen aussehen. Bis es soweit ist, sind aber noch einige Aufgaben zu lösen: „Intermoduale Mobilität ist die Zukunft, keine Frage“, bestätigt Studienteilnehmer Dr. Uwe Schuricht, Gründer und Geschäftsführer des Start-ups MeMobility. „Aber wir brauchen auch eine funktionierende Infrastruktur und einen bedarfsgerechten Ausbau von Radwegen, Straßen und des Schienennah- und Fernverkehrsnetzes. Nur so können wir die vernetzte Mobilität sichern.“

Nebeneffekt: CO2-Ersparnis

In der Summe hat diese Entwicklung noch einen entscheidenden Nebeneffekt: Durch die Verlagerung von mehr Geschäftsreisen auf die Schiene und die effiziente Nutzung gemeinschaftlicher Firmenwagen und Carsharing-Angebote werden pro Jahr hunderttausende Tonnen Kohlendioxid im Vergleich zur Nutzung von Flugzeug oder Auto eingespart, wie Kurt Friebertshäuser, Gruppenleiter OR Controlling und Einkaufsservices bei der DZ Bank AG, ergänzt: „Die CO2-Vorgaben in den Dienstwagenverordnungen und die Verlagerung der Mobilität auf umweltfreundliche Verkehrsmittel werden selbstverständlich sein.“

Die Kölner Modeeinkäuferin ist mit der Kombination von Rad und Bahn schon heute CO2-frei unterwegs: Im Firmenkundenprogramm bahn.corporate fährt sie in den Zügen des DB Fernverkehrs mit 100 Prozent Ökostrom. So einfach, so effektvoll.