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Mobilität
Nachhaltig Biken

03/2023

Ressourcen zu schonen wird angesichts des Klimawandels und hoher Energiekosten immer wichtiger. Das gilt auch bei der Herstellung von Fahrrädern und Zubehör. Immer mehr Unternehmen setzen deshalb auf Recycling und Upcycling. WAGEN EINS stellt einige umweltschonende Produkte vor.

Radfahren ohne CO2-Fußabdruck – das klingt fast nach einer Tautologie. Schließlich ist diese Form der Fortbewegung mit Muskelkraft naturgemäß frei von Umweltbelastungen. Der Verkehrsträgervergleich des Umweltbundesamtes zeigt, dass durch Rad- und Fußverkehr rund 140 Gramm Treibhausgasemissionen pro ⁠Personenkilometer⁠ gegenüber dem Pkw eingespart werden können. Legen Berufspendelnde täglich zehn Kilometer mit dem Zweirad zurück, können sie 300 Kilogramm Emissionen pro Jahr einsparen, was etwa dem dreifachen Jahresverbrauch eines Kühlschranks entspricht. Auch das Einsparpotenzial von Kohlendioxid und anderen Schadstoffen bei der Nutzung eines E-Bike ist immens im Vergleich zum Pkw.

Doch auch beim Fahrrad ist nicht alles im grünen Bereich. Das betrifft vor allem die Herstellung der Rahmen aus Stahl, Aluminium oder Carbon, die viel Energie verbraucht. Zudem stammen nur wenige Teile aus einem Recycling-Kreislauf, zum Beispiel sind Rahmen aus Carbon gar nicht wiederverwertbar. Hinzu kommen die weiten Transportwege aus Asien. Inzwischen allerdings beginnen die ersten Unternehmen, einige Prozesse rund ums Rad nachhaltiger zu gestalten. So setzen Hersteller von E-Bike-Antrieben wie Brose auf Reparieren statt Erneuern, die Firma Schwalbe bringt ab Juni Fahrradschläuche aus recyceltem Ruß auf den Markt.

Hier zeigen wir einige Produkte, die den CO2-Fußabdruck beim Radfahren reduzieren.

Urban Bike von Igus
Zukunftsmodell: Mit dem Urban Bike von Igus kommt das erste Rad aus recyceltem Kunststoff ins Rollen
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Mobilität aus der Mülltonne
Ein E-Bike aus recyceltem Plastik? Das klingt nach purer Utopie, steht aber kurz vor dem Marktstart. Das Kölner Unternehmen Igus hat ein Konzept entwickelt, bei dem vom Rahmen bis zum Getriebe und Zahnriemen alles aus Kunststoff besteht. Und das Beste daran: In der Recycling-Version stammt der größte Teil des Materials aus wiederverwendeten Kunststoffen. Nach Aussage von Igus-Gründer Frank Blase soll das „Urban Bike“ verglichen mit einem Stahl- oder Aluminiumrahmen 50 bis 70 Prozent weniger Erdöl bei der Produktion verbrauchen. Hergestellt wird es vom niederländischen Start-up Mtrl, wo man es vorbestellen kann.

Nicht Jacke wie Hose
Outdoor-Hersteller sind seit Jahren dabei, ihre Produkte unter nachhaltigen Gesichtspunkten zu erzeugen. Nun bringt Jack Wolfskin eine Bike-Kollektion auf den Markt, die Komfort und Wetterschutz mit dem Ziel verbindet, die Auswirkungen auf die Umwelt zu minimieren. So sollen alle Materialien recycelt und für zukünftige Produkte wiederverwendet werden können. Das „Bike Commute Mono Jacket“ erfüllt das Zero-Waste-Prinzip, das dreilagige Material besteht vollständig aus recyceltem Polyester (PET-Flasche), die atmungsaktive Membran wurde aus Schnittresten
hergestellt.

Reinigungsmittel von Toniq
Gute Basis: Das Reinigungsmittel von Toniq ist biologisch abbaubar
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Saubere Lösung
Hin und wieder kommt man nicht daran vorbei, sein Rad zu putzen. Das sollte man besser nicht mit einem Hochdruckreiniger machen, sondern mit Bürste, Lappen – und einem guten Reinigungsmittel. Davon gibt es viele im Handel, die zwar ihren unmittelbaren Zweck erfüllen, aber dabei selbst die Umwelt verunreinigen. Anders das Putzmittel von Toniq, das auf Pflanzenbasis erzeugt wurde und biologisch abbaubar ist. Reinigt Metall, Dichtungen und Beschichtungen. Und kommt in einer wiederverwendbaren Sprühflasche aus recyceltem PET.

Über kurz oder lang
Unterwegs kann es von Vorteil sein, eine Hose anzuhaben, die sich flexibel den Wetterbedingungen anpasst, Die „Yaras Zip Off Pants“ von Vaude sind Ganzjahres-Radhosen, die sich schnell von lang auf kurz verändern lassen. Der besondere Clou dabei ist allerdings das Material, bei dem Polyamid aus recycelten Altreifen zum Einsatz kommt. Tatsächlich sind ausgediente Autoreifen schwer recycelbar und werden bislang meist verbrannt oder bergeweise deponiert. Vaude hat ein Verfahren entwickelt, um das Material in einen Produktkreislauf zurückzuführen. Das schont knappe Ressourcen. Die Regenhose mit 2,5 Lagen hat eine robuste Sitzverstärkung, weitenregulierbare Beinabschlüsse und reflektierende Elemente.

„Burner Helmet“
Schützt Fahrer:in und die Umwelt: Der „Burner Helmet“ besteht aus wiederverwendeten Materialien
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Reine Kopfsache
Radfahren schont die Umwelt, warum aber gilt das nicht auch für die Schale auf dem Kopf? Die nämlich besteht zum großen Teil aus Plastik, wie so manches am Fahrrad. Nur: Muss das Material immer neu produziert werden? Das war der Ausgangspunkt für das Berliner Unternehmen „Burner Helmet“ aus Berlin. Dessen Helme bestehen aus recyceltem Styropor (Schale) und wiederverwendetem veganen Leder (Riemen). Dabei achtet man auf einen ressourcenschonenden Aufbau. Während Radhelme im Durchschnitt 400 Gramm wiegen, bleiben Modelle wie der „Red Ocean“ (Foto) unter einem Gewicht von 200 Gramm.

Hand aufs Herz
Mit der „Eco-Series“ setzt Roeckl schon seit Jahren einen Fingerzeig in Richtung Nachhaltigkeit. Der Fahrradhandschuh „Rosegg GTX“ tastet sich hier in neue Dimensionen vor. Der Oberstoff besteht zu 100 Prozent aus recyceltem Polyester, zum Schutz gegen Feuchtigkeit und Wind wurde die erste PFC-freie Membran von Gore-tex verwendet.

Rollrucksack von Leonca
Vielseitig: Der Rollrucksack von Leonca besteht aus verschiedenen aufgefrischten Materialien
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Vor-Turner
Ich war eine Turnmatte – so wie Planen, ausrangiertes Segeltuch oder alte Fahrradschläuche nutzt die Firma Leonca (taschendealer.com) auch ausgediente Turnmatten, um sie in Radtaschen und Rucksäcke zu verwandeln. Im Innern besteht der Rollrucksack aus Lkw-Plane, das Tragesystem aus recycelten Autogurten. Mit Klettverschluss und einem großen Reißverschlussinnenfach. Das Modell wird in drei Größen angeboten.

Bahn und Bike
In der Bahn kann man das Fahrrad mitnehmen und ist somit auf der ganzen Strecke nachhaltig unterwegs. Die Fahrradmitnahme ist den meisten IC- und EC-Zügen sowie auf ausgewählten Verbindungen im ICE möglich. Benötigt wird eine Fahrradkarte sowie eine Stellplatzreservierung, die beim Kauf der Fahrkarte gebucht werden kann. Im Regionalverkehr der DB ist die Mitnahme eines Rades fast überall möglich und hängt von den zur Verfügung stehenden Kapazitäten ab. Bitte informieren Sie sich vorab, welche Regelungen in den jeweiligen Verkehrsverbünden gelten. www.bahn.de/fahrrad

Reparieren lassen
Morgens das Fahrrad am Bahnhof abschließen und abends das fertig reparierte Rad wieder dort abholen – so einfach geht eine Fahrradreparatur mit DB Radfix. Radfahrende können den Service der Deutschen Bahn buchen und zurzeit an den Bahnhöfen Berlin Südkreuz und Hauptbahnhof Karlsruhe ausprobieren. Mit DB Radfix unterstützt die DB das klimafreundliche Zusammenspiel von Fahrrad- und Bahnfahren.
bahnhof.de/radfix