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Mitarbeitermobilität
Zukunft der Mitarbeitermobilität

01/2018

Seit dem Jahr 2007 leben bereits mehr als die Hälfte der Menschen in großen Städten. Und der Anteil steigt stetig: Nach Berechnungen der UN werden es 2050 zwei Drittel sein. Wenn immer mehr Menschen auf engstem Raum leben und arbeiten, lautet eine der drängendsten Fragen: Wie muss sich angesichts dieser gesamtgesellschaftlichen Entwicklung Mobilität verändern? Im Netzwerk „driversity“ haben sich Experten zusammengefunden, um das Thema aus möglichst vielen Perspektiven zu diskutieren.

Wer heute nicht handelt, wird morgen vielleicht abgehängt

Der Forscher Mark Morrison vom Zukunftsinstitut in Wien geht beim Thema Mobilität von einem evolutionären Prozess in den kommenden Jahren aus. Gründe dafür sind in seinen Augen drei Megatrends, die unser Leben prägen: Urbanisierung, Digitalisierung und Individualisierung. Ihre Wirkung wird sich seiner Einschätzung nach in den nächsten Jahren noch verstärken. Und die Unternehmen müssen sich den Umwälzungen stellen, die diese Megatrends mit sich bringen. Wer heute nicht handelt, wird morgen vielleicht abgehängt. Unternehmen steuern, ob nun bewusst oder unbewusst, die Mobilität ihrer Mitarbeiter und haben daher enormen Einfluss auf die Mobilitätskonzepte der Zukunft. Dabei geht es nicht nur um die Veränderung in der Art, wie wir geschäftlich reisen, sondern – umfassender betrachtet – um neue Formen, wie wir zusammenarbeiten, und um neue Aufgaben, die sich in einzelnen Berufen stellen. Dabei ist jedoch zu beachten, dass die Bedürfnisse eines jeden Mitarbeiters sehr eigen sind. Nicht jeder möchte auf die gleiche Weise reisen – privat wie beruflich.

DB

Zukünftige Mobilitätskonzepte gestalten

Neue Mobilitätskonzepte sind notwendig – in diesem Punkt sind sich alle einig. Daran, wie diese aussehen könnten, arbeitet das driversity-Netzwerk, ein interdisziplinäres Team aus Unternehmen und Wissenschaftlern, das von DB Vertrieb organisiert wird. Partner der Deutschen Bahn sind dabei die Deutsche Gesellschaft für Personalführung (DGFP) und die Hochschule Heilbronn.

Karina Kaestner, Leiterin DB Vertrieb Business Partner und Organisatorin von driversity, betont, dass es sich nicht um eine einzelne Veranstaltung, sondern um eine Initiative handelt. Es gehe konkret darum, mithilfe von „Travel- und Fuhrparkmanagern sowie Kollegen aus den Personalabteilungen“ integrierte Mobilitätskonzepte zu entwickeln.

Mobilitätsbudget individuell an Bedürfnisse anpassen

Driversity vereint insgesamt neun Arbeitsgruppen, die sich mit konkreten Fragen beschäftigen. Eine dieser Gruppen ist DTF (Dynamic Travel Frame).  Sie greift den Trend der Individualisierung auf und setzt sich damit auseinander, wie der individuelle Mobilitätsrahmen für einen Mitarbeiter anstelle einer starren Reiseordnung für alle aussehen kann. Mittels einer 360°-Grad-Perspektive auf den Menschen bringt der DTF die persönlichen Bedürfnisse und Wünsche des Mitarbeiters mit den Anforderungen des Unternehmens zusammen. So wird der Blick auf Dienstreisen geweitet, und neben den direkten Reisekosten und Buchungsprozessen werden auch Effekte wie Zufriedenheit, Produktivität und Gesundheit des Mitarbeiters in den Fokus gerückt.

Arbeiten im Morgen, Reisen im Gestern

Ein großes Problem ist beispielsweise ist, dass in den meisten Unternehmen „für Vielreisende die gleichen Dienstreiseordnungen gelten wie für jemanden, der ein- oder zweimal im Jahr verreist“, sagt Michael Birk, Leiter Strategisches Kunden- und Projektmanagement DB Vertrieb. Ein Mitarbeiter, der permanent unterwegs ist, ist ganz anderen Belastungen und höherem Stress ausgesetzt. Für Birk ist es da durchaus sinnvoll, sich zu überlegen, wie der Handlungsrahmen für den Vielreisenden, der unterwegs digital vernetzt arbeiten möchte, angenehmer gestaltet werden kann. „Ansonsten arbeiten wir im Morgen, aber reisen noch im Gestern.“

Ein Beispiel, wie ein individuell angepasstes, zeitgemäßes Modell aussehen kann, ist das Mobilitätsbudget für Führungskräfte der Deutschen Bahn. Alternativ zum Dienstwagen können DB-Mitarbeiter die Bahncard 100, ein Mietfahrrad bei Call a Bike oder Carsharing bei Flinkster nutzen. Die Versteuerung übernimmt der Arbeitgeber.

Kollaboration führt zu neuen Ideen

Michael Birk erklärt, dass nur mithilfe von verschiedenen Akteuren ganzheitliche und praktische Lösungen für das komplexe Thema Mobilität gefunden werden können. Dass auch andere Unternehmen das Thema Mitarbeitermobilität umtreibt, zeigt sich in der breiten Aufstellung der driversity-Teilnehmer. Hierbei arbeiten die unterschiedlichsten Branchen zusammen an der Zukunft. Für Heike Großekathöfer, die in Gütersloh für den Einkauf bei Bertelsmann (ebenfalls Teil der Initiative) zuständig ist, ist das Thema Mobilität auch bei der Mitarbeitersuche von großer Bedeutung: „Viele junge Menschen haben heute nicht mehr zwingend ein eigenes Auto. Für neue Mitarbeiter ist Mobilität daher ein wichtiges Thema.“ Um neue Talente für ihren Standort zu gewinnen, muss sie sich deshalb mit dieser Frage beschäftigen und Lösungen anbieten, die sich der individuellen Lebenssituation der Mitarbeiter anpassen.

 

plainpicture/Caiaimages/Martin Barraud

Offenes Projekt für sinnvolle Alternativen zum Pkw und zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivität

Für Karina Kaestner von DB Vertrieb ist es ein neuer und innovativer Lösungsansatz, verschiedene Verkehrsträger an einen Tisch zu bekommen, um Mitarbeitern eine sinnvolle Alternative zu eindimensionalen Mobilitätslösungen (etwa dem Pkw) zu ermöglichen. Michael Birk wertet die Netzwerk-Initiative als großen Erfolg, denn er kennt sonst kein Format, an dem Teilnehmer aus 60 Unternehmen so offen und kollaborativ an Themen arbeiten wie bei driversity. „Wir gehen nicht mit fertigen Produkten an den Markt, sondern vom Markt und Nutzer kommend wollen wir etwas Neues kreieren. Wir arbeiten auch nicht zwangsläufig an Produkten oder Angeboten, sondern an integrierten Lösungen für eine modernere und anders praktizierte Mitarbeitermobilität. Dabei sind der Weg und der Prozess das Ziel.“

Driversity

Im Rahmen von driversity entwickeln etwa 80 Menschen aus über 60 Unternehmen regelmäßig, gemeinsam und offen Lösungen für die Fragestellung: Wie sieht die Mitarbeitermobilität von morgen aus? Und wie schaffen wir es, diese als Instrument für eine gesteigerte Mitarbeiterzufriedenheit und Arbeitgeberattraktivität zu gestalten? Um diese übergeordnete Frage differenzierter anzugehen, arbeiten sie in insgesamt neun interdisziplinären Teams mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Die Teams beschäftigen sich zum Beispiel mit dem Thema eines einfachen und flexiblen Zugangs zu Mobilität allgemein oder mit den Fragen, welchen Beitrag E-Mobilität zu einem nachhaltigen Mobilitätskonzept leisten kann und wie die steuerliche Behandlung von einer intermodalen Mobilität aussieht. Sie haben auch Lust, mitzumachen? Dann melden Sie sich gleich an! https://driversity.de