© Ralf Kranert

Nachhaltige Mobilität
„Mehr Park statt parken“

05/2019

Eine Bank, die ungewöhnliche Wege geht, und eine Netzwerkinitiative, die gerne „So haben wir das schon immer gemacht“-Routinen durchbricht – das passt zusammen. Wenn dann noch beide dasselbe Ziel haben, nämlich neue Lösungen für nachhaltige Mobilität zu finden, kann man nur eins sagen: Glückwunsch, mit der GLS Bank hat driversity die perfekte Partnerin gefunden! Dirk Kannacher (rechts im Bild), Vorstandsmitglied der GLS Bank, und Michael Birk (links im Bild), Leiter Strategisches Kunden- und Projektmanagement bei der DB Vertrieb GmbH und Mitbegründer von driversity, über die neue Partnerschaft und was sie sich davon erhoffen.

Herr Kannacher, wie kommt ausgerechnet eine Bank dazu, sich mit der Mobilitätswende zu beschäftigen?

Dirk Kannacher: Das ist schon lange ein wichtiges Thema bei uns. Als ich vor neun Jahren zur GLS Bank wechselte, wollte ich wissen: „Und was für einen Dienstwagen bekomme ich?“ Die Antwort lautete: „Gar keinen, wir fahren mit der Bahn.“ Inzwischen stehen allen Mitarbeiter*innen hier in Bochum neben Bahntickets auch Elektrofahrzeuge zur Verfügung. Aber der Wunsch, dass wir uns als Bank für nachhaltige Mobilität einsetzen, kam natürlich auch von unseren Kunden und Kundinnen sowie den Mitgliedern. An diesem Thema kommt einfach niemand mehr vorbei.

Früher haben sich Banker*innen ausschließlich um Zahlen und Renditen gekümmert, heute machen Sie sich Gedanken über den CO2-Ausstoß. Wie wichtig ist dieser Blick über den Tellerrand?

Dirk Kannacher: Schauen Sie sich die Schüler*innen an, die bei „Fridays for Future“ auf die Straße gehen. Die haben verstanden, dass es neben der Schule noch etwas anderes Wichtiges im Leben gibt, nämlich unsere Umwelt. Und die ist nun mal die Grundlage für unsere Existenz. Da stehen wir als Bank genau wie alle anderen Unternehmen auch in einer gesellschaftlichen Verantwortung: Um unseren Planeten zu schützen, müssen wir unsere Art der Bewegung verändern. Dabei wird es zukünftig immer weniger darum gehen, Mobilität zu besitzen, sondern sie gemeinsam intelligent zu nutzen.

Michael Birk: Das ist ja auch einer der Grundgedanken von driversity: ein Netzwerk, eine Wertegemeinschaft zu schaffen, die hilft, Dinge aus einer ganzheitlichen Perspektive zu sehen und gemeinsam mit anderen zu verändern. Denn es klafft immer noch eine große Lücke zwischen unserem Wissen, unserem Reden und unserem Tun. Ich habe erst neulich über driversity gesagt: „Wir sind Greta Thunberg für Erwachsene.“

© Ralf Kranert

Seit März ist die GLS Bank neue Partnerin von driversity. Wie sind Sie aufeinander aufmerksam geworden?

Dirk Kannacher: Im Herbst letzten Jahres lud ich Michael Birk zu uns nach Bochum ein, um mit ihm über Mobilitätsthemen zu sprechen. Wir stellten schnell fest, dass uns sehr viel miteinander verbindet. Ich erzählte ihm, dass wir schon länger nach Partnern suchen, die mit uns das Thema Verkehrswende neu denken. Und er antwortete: „Die gibt es doch schon. Bei driversity.“

Michael Birk: Die GLS Bank war mir schon länger als ein konsequent nachhaltiges Unternehmen bekannt. Ich wusste allerdings nicht, dass sie sich auch so stark für Mobilität einsetzt. Das passt einfach zu den Grundwerten von driversity: miteinander und nachhaltig. Während unseres Gesprächs holte Dirk Kannacher ein Bild mit zwei Hühnerhöfen von der Wand, dem „Rede-Hof“ und dem „Tun-Hof“, und sagte: „Ich bin im Tun-Hof!“ Da wusste ich, dass die GLS wunderbar zu driversity passen würde.

Gibt es einen konkreten Plan, wie die Zusammenarbeit weitergeht?

Dirk Kannacher: Die Initiative läuft bereits eine Weile, und es gibt viele spannende Projekte. Wir möchten unsere Ideen und Expertise einbringen. Natürlich hoffen wir, dass wir helfen können, driversity noch größer zu machen und vielleicht noch mehr Unternehmen zu überzeugen, sich daran zu beteiligen, um dann über die Mitarbeiter*innen langsam ein Umdenken in Gang zu setzen. Wenn sich am Ende alle klimafreundlicher bewegen, als sie es heute tun, wäre das ein schönes Ergebnis.

Michael Birk: Das Prinzip ist ganz einfach: Jeder bringt ein, was er kann und zu bieten hat. Wir haben uns konkrete Ziele gesetzt und Erfolgsfaktoren definiert, aber die Kurzformel würde wohl lauten, driversity größer, schlagkräftiger und bekannter zu machen. Und hier kann die GLS Bank einiges einbringen, nämlich Kompetenz, Kontakte, Kommunikationsmittel und Expertise beim Entwickeln von Geschäftsmodellen.

Können Sie in zwei Sätzen erklären, was das Besondere an dieser Partnerschaft ist?

Dirk Kannacher: Wir brauchen Menschen, die wirklich aktiv etwas verändern und nicht nur darüber reden wollen. Und ich denke, genau dafür steht driversity.

Michael Birk: Die GLS Bank ist ein authentisches Beispiel dafür, wie aus einer festen sozial-ökologischen Haltung ein überzeugendes Geschäftsmodell und attraktive Zukunftsperspektiven entstehen können. Darum ist sie die perfekte Partnerin für uns.

Intelligente, verknüpfte Mobilität sowie nachhaltige Antriebe und Energien sind die eine Seite der Verkehrswende. Aber wie bringt man die Menschen dazu, diese Ideen auch voller Überzeugung mitzutragen?

Dirk Kannacher: Es ist vor allem wichtig, ein gutes Vorbild zu sein. Ich kann nicht sagen: „Ich möchte eine Mobilitätswende“, habe aber gleichzeitig ein großes Auto mit Chauffeur vor der Tür stehen. Ich muss es vorleben. Und zwar konsequent.

Michael Birk: Diese Frage bewegt uns bei driversity ganz besonders, denn es ist nicht unbedingt unser Anspruch, neue Produkte zu entwickeln. Im Kern geht es darum, Menschen dabei zu unterstützen, ihre Mobilität freier, also selbstbestimmter, flexibler und individueller gestalten zu können. Wir können und wollen das Verhalten anderer nicht direkt ändern, aber wir können Lust auf neue Wege machen. Hier liegt die Stärke eines interdisziplinären Netzwerks: Es gibt zu fast allen Problemen schon Lösungen, Erfahrungen und Projekte. Doch ein Einzelner hat niemals den gesamten Überblick – in driversity machen wir all das transparent.

Haben Sie eigentlich schon Ihre Mitarbeiterschaft überzeugt, Herr Kannacher?

Dirk Kannacher: Wir arbeiten noch daran. Zwar haben wir eine große Anzahl von Kollegen und Kolleginnen, die unsere nachhaltigen Angebote nutzen. Aber natürlich ist es bei uns genauso wie bei anderen Unternehmen auch: Morgens um sieben beginnt der Kampf um die Parkplätze. Aber ich freue mich schon auf den Tag, an dem der Parkplatz einfach mal frei bleibt, weil alle Kollegen und Kolleginnen mit dem Fahrrad fahren, der genutzte Wagen im Sharing wieder auf der Straße ist oder die gemeinsame Fahrt mit dem ÖPNV pünktlich, ohne Stau und stressfrei geklappt hat.

Die Deutsche Bahn hat vor ca. zwei Jahren die driversity-Netzwerkinitiative gegründet. Partner sind die Deutsche Gesellschaft für Personalführung e. V. (DGFP), die Hochschule Heilbronn sowie die GLS Bank. Bei driversity entwickeln etwa 130 Menschen aus über 80 Unternehmen regelmäßig, gemeinsam und offen Lösungen für die Fragestellung: Wie sieht die Mitarbeitermobilität von morgen aus? Dabei arbeiten sie in insgesamt fünf interdisziplinären Teams mit unterschiedlichen Schwerpunkten zum Beispiel an Themen wie einem einfachen Zugang zu Mobilität allgemein oder der steuerlichen Behandlung von intermodaler Mobilität. Sie haben auch Lust, mitzumachen? Dann melden Sie sich gleich an! https://driversity.de