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Geniessen
Schaumoffensive

09/2016

Craft Beer ist dabei, die Bundesrepublik zu verändern: mit mutigen Brauern und neuen Geschmackserlebnissen.

„Ein Bier, bitte.“ Bisher war damit alles gesagt. Je nachdem, wo man sich befand, bekam man ein Pils oder ein Helles. Kölsch oder Alt. Das hat sich längst geändert. Heute kann es einem passieren, dass man am Tresen zwischen Indian Pale Ale, Wit oder Amber Lager, Stout, Porter oder Schwarzbier wählen kann.

Klein und fein Biere mit Charakter, von IPA bis Lager, wird in den Kesseln von KuehnKunzRosen gebraut. © PR Biere mit Charakter, von Lager bis IPA, werden bei KuehnKunzRosen gebraut. Es braut sich viel zusammen in Deutschland, seit vor einigen Jahren die ersten Jungunternehmer begannen, belgische, englische und amerikanische Bierstile zu entdecken. Auch längst vergessene deutsche Biere sind wieder im Angebot, das Adambier etwa, das Lichtenhainer und – aktuell sehr angesagt – die Gose, ein säuerliches Bier mit einer Prise Salz, das auch Nicht-Biertrinker hinter dem Weißweinglas hervorlockt.

Das Herz des Craft-Beer-Szene (Craft für handgemacht) schlägt längst nicht nur in Berlin mit ihren vielen neuen kleinen Brauereien. Im Braukunstkeller in Michelstadt kreiert Alexander Himburg Biere mit fruchtigen Hopfenaromen, in Truchtlaching stellt die Kleinbrauerei Camba Bavaria (Titelbild) 40 verschiedene Biere her. Craft Beer made im Chiemgau ist gefragt, insbesondere die fassgelagerten Biere, das „Hop Gun“ (Brown Ale) oder „Christopher Ale“, ein Witbier, das nach belgischer Tradition mit Koriander und Orangenschalen hergestellt wird.

In Mainz hat Wendelin Quadt vor zwei Jahren eine Marke gegründet: „KuehnKunzRosen“. Das klänge schön und passe zu ihm, sagt Quadt. Denn kühn sei es schon gewesen, den Job als Manager bei HP hinzuschmeißen und stattdessen „in Bier“ zu machen. „Das war bis dahin ja nur ein Hobby gewesen.“ Nun braut er gemeinsam mit Diplombraumeister Hans Wägner karamelliges Bockbier und edel-fruchtiges Indian Pale Ale, kurz IPA. Gerade dieser Bierstil ist besonders beliebt, da er die verschiedenen Hopfenaromen stark betont, allerdings auch einen Alkoholgehalt von sechs Prozent aufwärts hat.

Große Vielfalt Stone-Brewing-Chef Greg Koch möchte 94 Sorten servieren. © meisterwerk-design.de/Sven Kirchgessner Stone-Brewing-Chef Greg Koch möchte 94 Sorten servieren. Craft Beer trifft den Zeitgeist: Wer wissen will, wo das Fleisch herkommt, das er isst, gerne nach dem Prinzip „saisonal und regional“ einkauft, der bevorzugt auch ein Bier, das nicht irgendwo am Fließband abgefüllt wurde, sondern möglichst in kleinen Gewerken und in kleinen Mengen.

Doch der Markt verändert sich gerade. So wird im Sommer Stone Brewing, eine der größten „Craft Brewerys“ der USA, in Berlin einen „Brewpub“ für 600 Gäste eröffnen. „Deutschland ist ein schlafender Riese“ sagt Brauerei-Chef Greg Koch. Und den möchte er zumindest in Berlin mit einer gigantischen Auswahl wachrütteln: Auf der Karte sollen nicht weniger als 94 Craft-Beer-Sorten stehen.