Climate Mobility Challenge
© Deutsche Bahn AG

Climate Mobility Challenge
Zusammen fahren wir nachhaltiger

07/2023

Zum zweiten Mal rief bahn.business zur Climate Mobility Challenge auf und prämierte im Rahmen des Mobility Symposiums der Deutschen Bahn in Berlin die besten Lösungen für eine klimafreundliche Mobilität von Mitarbeitenden. Wir stellen die Gewinner:innen vor.

Klimafreundliche Mobilität für Mitarbeitende ist wichtiger denn je. Viele Unternehmen engagieren sich bereits heute für eine grüne Zukunft – doch leider finden die kreativen Erfolgsgeschichten nur selten ins Licht der Öffentlichkeit. Die Climate Mobility Challenge (CMC) möchte das ändern. Die Initiative von bahn.business und Partnern rief zum zweiten Mal Unternehmen und Organisationen auf, ihre Konzepte einzureichen und sichtbar zu machen. Im Rahmen des Mobility Symposiums der Deutschen Bahn in Berlin wurden nun die Gewinner ausgezeichnet.

Wie wirkt sich der jeweilige Beitrag auf die CO2-Einsparung aus? Wie stark ist der Effekt auf das langfristige Mobilitätsverhalten der Teilnehmenden? Wie geeignet ist die Maßnahme, auch von anderen Unternehmen übernommen zu werden? Diese Fragen standen im Mittelpunkt der Bewertung einer hochkarätigen Jury, zu der Expert:innen aus Wirtschaft und Politik zählten. Neben Meike Niedbal, ehemalige Staatssekretärin für Mobilität in Berlin, Larissa Zeichhardt, CEO LAT Group, und Neele Westphal, Director of Sales der Scandic Hotels Deutschland, gehörten auch Dieter Brübach, Vorstand B.A.U.M. e.V., Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften, Roland Jung, Leiter BMW Mobilität München, Frank Noe, Partnermanagement JobRad GmbH, sowie Michael Birk, Leiter Strategisches Kunden- und Projektmanagement bei DB Fernverkehr AG, der Jury an.

Das Fachpublikum kürte die besten Beiträge

Aus 54 Einsendungen wählte die Jury die sechs besten Beiträge in den Kategorien kleine, mittlere und große Unternehmen aus, die in Berlin vorgestellt wurden. Das Fachpublikum honorierte alle Ideen mit viel Applaus und musste sich am Ende für einen Favoriten in jeder Kategorie entscheiden. Neben den drei frisch gekürten Siegern wurde auch ein Gewinner in der Sonderkategorie Veranstaltungsmobilität prämiert. Die Preise übergaben Stefanie Berk, Vorständin Marketing und Vertrieb, Karina Kaestner, Leiterin Partnermanagement, und Jan-Wolf Baake, Leiter Vertrieb Geschäftskunden, alle DB Fernverkehr AG.

Neben Preisen aus der grünen #Reisemobilität freuten sich die Gewinner vor allem über die Möglichkeit, ihre Konzepte auf einer großen Bühne zu präsentieren. Darüber hinaus landen die Best Practices 2023 auch im Mobility Lookbook: Hier berichten große und kleine Unternehmen von nachahmenswerten Aktionen rund um die Bereiche Geschäftsreisen, 360-Grad-Mobilität, Pendelfahrten und Veranstaltungsmobilität. Denn: Jede Geschichte zählt und inspiriert andere.

Partner der Climate Mobility Challenge
Partner der Climate Mobility Challenge
© Deutsche Bahn AG

Viele kleine Anreize schaffen

In der Kategorie „Kleine Unternehmen“ traten die Unternehmen INPACS GmbH und Posteo e.K. gegeneinander an.

Gewinner in dieser Kategorie: Posteo e.K.

Posteo ist ein unabhängiger E-Mail-Anbieter mit 40 Mitarbeitenden, die in ganz Deutschland verteilt leben. Das Berliner Unternehmen setzt auf Sicherheit, maximalen Datenschutz, einfache Bedienbarkeit, Werbefreiheit – und vor allem auf Nachhaltigkeit: „Unser Mobilitätskonzept ist Teil der gesamtbetrieblichen Nachhaltigkeitsstrategie, die wir im Lauf der Jahre immer weiter ausgebaut haben,“ erläuterte Gründer Patrik Löhr, der gemeinsam mit Marketingleiter Dean Ceulic den Preis in Empfang nahm. Posteo versucht, an allen möglichen Schrauben zu drehen, um so wenig CO2 wie möglich zu emittieren. Die Server und die Geschäftsräume werden zu hundert Prozent mit Ökostrom versorgt, für die Mitarbeitenden gibt es einen kostenfreien, biovegetarischen Mittagstisch. Beim Thema Mobilität setzt Posteo vor allem auf viele kleine Incentives: „Wir verzichten bereits seit unserer Gründung 2009 vollständig auf geschäftliche Flugreisen,“ so Löhr. Auch wer sich privat dafür entscheidet, auf das Flugzeug zu verzichten, wird belohnt – mit zwei zusätzlichen Urlaubstagen und einem Zuschuss für das Bahnticket. „Dieses Angebot wird von unserem Team sehr gut angenommen und wertgeschätzt.“

Die meisten Teammitglieder können bei Posteo vollständig „remote“ arbeiten, was die Pendelfahrten reduziert. Dazu erhalten die Mitarbeitenden ein kostenfreies ÖPNV-Ticket. Wer mit dem Rad zur Arbeit fährt, darf sich über weitere Goodies freuen: Das Unternehmen trägt die Wartungs- und Reparaturkosten und stellt sichere Fahrradparkplätze zur Verfügung.

Wichtig bei all den Angeboten sei die Freiwilligkeit, betont Dean Ceulic: „Niemand muss in der Biokantine essen oder privat mit der Bahn in den Urlaub fahren. Aber wir fördern es.“ Über den Gewinn der Climate Mobility Challenge freuen sich die Berliner: „Arbeitgeber sind Multiplikatoren, tragen Verantwortung und können durch betriebliche Maßnahmen sehr viel dafür tun, Emissionen zu vermeiden“, betonte Patrik Löhr: „Bei Posteo versuchen wir, Anreize für mehr Klimaschutz im Alltag zu geben. Der Wettbewerb hat uns motiviert, diese weiter auszubauen.“

Climate Mobility Challenge Abstimmung
Abgestimmt wurde zwischen kleinen, mittleren und großen Unternehmen
© Deutsche Bahn AG

Gutes Gewissen statt Jetset-Lifestyle

In der Kategorie „Mittlere Unternehmen“ präsentierten die Unternehmen Sport Conrad GmbH und Projecter GmbH ihre Konzepte.

Gewinner in dieser Kategorie: Projecter GmbH

Meeting in München, dann zum Pitch nach London und weiter zur Konferenz nach Mailand? Als erfolgreiche Onlinemarketing-Agentur hat Projecter mit Kundschaft aus ganz Europa zu tun. Und eigentlich müssten die Mitarbeitenden regelmäßig mit dem Flieger von Stadt zu Stadt jetten – typischer Agentur-Lifestyle eben. „Das passt aber nicht zu uns und unserer nachhaltigen Identität als Unternehmen. Daher haben wir eine verbindliche Leitlinie eingeführt, anhand der sich die Kollegen und Kolleginnen bei der Wahl des Verkehrsmittels für die Dienstreisen orientieren sollten“, so Gründerin Katja von der Burg, die gemeinsam mit Nachhaltigkeitsmanagerin Pia Hasenbein das Mobilitätskonzept des Leipziger Unternehmens vorstellte: „Bei uns gilt: ‚Zug vor Flug‘ und ‚Digital First‘’, außer die Reise ist definitiv nicht anders realisierbar – was aber in Bezug auf Dienstreisen per Flug nur durchschnittlich ein- bis zweimal pro Jahr vorkommt.“

Zudem erhalten die festangestellten Mitarbeitenden einen Zuschuss von bis zu 50 Euro pro Monat, wenn sie ein Jobrad leasen wollen oder ein ÖPNV-Abo beziehen. Die Bemühungen spiegeln sich in der CO2-Bilanz wider: „Obwohl die Zahl unserer Mitarbeitenden um 20 Prozent gewachsen ist, konnten wir 2022 den Fußabdruck für unsere Geschäftsreisen von 27 Tonnen auf 18 Tonnen senken – ein Minus von 30 Prozent“, freute sich Katja von der Burg. Nächster Step: Aktuell lässt sich Projecter als BCorp-Unternehmen – also als Beneficial Corporation im Sinne einer verantwortungsvollen Wirtschaftsweise – zertifizieren. „Wir wissen, dass wir noch längst nicht am Ziel sind. Aber wir entdecken immer wieder Potenziale und sind stets motiviert, an einer grüneren und lebenswerteren Zukunft mitzuarbeiten“, betonte die Geschäftsführerin. Die Climate Mobility Challenge nutzten Katja von der Burg und Pia Hasenbein auch als Chance, um einmal innezuhalten: „Meistens sehen wir nur die großen Aufgaben, die noch vor uns liegen, und feiern unsere Erfolge viel zu selten – darum freuen wir uns umso mehr, dass wir hier auf der Bühne stehen dürfen.“

DB Mobility Symposium
Die Preisträger:innen der Climate Mobility Challenge 2023
© Deutsche Bahn AG

Vermeiden, verlagern, verbessern

Und in der Kategorie „Große Unternehmen“ kam es zu einem Pitch zwischen den Unternehmen Roche Diagnostics GmbH und Capgemini Deutschland.

Gewinner in dieser Kategorie: Roche Diagnostics GmbH

Mit einem Jahresumsatz von 70 Milliarden Euro gehört Roche zu den größten Pharmafirmen der Welt, die deutsche Ländergesellschaft ist mit 14000 Mitarbeitenden die zweitgrößte im gesamten Firmenimperium. Allein die Pendler und Pendlerinnen fahren mit ihren Pkw rund zehn Millionen Kilometer jährlich. „Hier wird schnell klar, welche gesellschaftliche Verantwortung, aber auch welchen enormen Hebel wir durch unsere Maßnahmen haben“, erklärte Angelique Hilbert, Expertin im Mobility Management bei Roche: „Dabei spielt Nachhaltigkeit schon immer eine bedeutende Rolle für uns. Wir erfahren auch eine breite Unterstützung in der Belegschaft, was uns natürlich Rückenwind für alle unsere Mobilitätsinitiativen gibt.“

Vermeiden, verlagern, verbessern, so lautet die Strategie, die Roche dabei verfolgt: An erster Stelle wird versucht, Verkehre möglichst zu vermeiden. Ist das nicht möglich, werden Anreize angeboten, um auf nachhaltige Verkehrsmittel umzusteigen. Für Geschäftsreisen ist das bevorzugte Verkehrsmittel die Bahn. Sollte eine Autofahrt nicht vermeidbar sein, wird optimiert und auf effiziente Alternativen umgestiegen. Wer auf einen Parkplatz verzichtet, erhält einen Bonus von 50 Euro im Monat, der flexibel im ÖPNV eingesetzt werden kann. „Unsere Highlights sind das flexible Mobilitätsbudget in Kombination mit dem Deutschland-Ticket, unsere Green Car Policy und die bereits erfolgte vollständige Umstellung des Unternehmens-Fahrzeugpools auf emissionsfreie Antriebe“, zählte Roche-Mobilitätsmanager Markus Fairer auf.

„Ich freue mich sehr, dass unser Engagement mit dieser Auszeichnung gewürdigt wurde“, sagte Angelique Hilbert bei der Preisverleihung in Berlin strahlend. Markus Fairer betonte die Wichtigkeit der übergreifenden Zusammenarbeit: „Die Mobilitätswende ist für uns ein riesiges Gemeinschaftsprojekt von Politik, Verkehrsunternehmen, Privatwirtschaft und Gesellschaft. Nur gemeinsam erreichen wir die ambitionierten Ziele. Daher teilen wir sehr gerne unsere Initiativen als Anregung und Impuls für andere Unternehmen und Organisationen.“

„Vorradler“ in Sachen Klimaschutz

Gewinner in der Kategorie „Veranstaltungsmobilität“: Fairnamic GmbH/EUROBIKE

Mal eben eine komplette Großveranstaltung umsiedeln? Ein mutiger Schritt – der sich vor allem für die Umwelt gelohnt hat. Nach 30 Jahren zog die Eurobike, einer der weltweit größten Messen rund um die Themen Fahrrad und Future Mobility, 2022 vom Bodensee nach Frankfurt um. Hintergrund: Rund 70 Prozent der CO2-Bilanz eines solchen Events wird bei An- und Abreise emittiert. Und im Gegensatz zum früheren Standort Friedrichshafen ist die neue Location Frankfurt zentral gelegen und gut an den ÖPNV angebunden.

Um die Messe so emissionsarm wie möglich zu gestalten, ließ sich der Eurobike-Veranstalter Fairnamic eine Menge einfallen: Durch Kooperationen mit DB Connect, der Deutschen Bahn, dem Rhein-Main-Verkehrsbund (RMV) und der Stadt Frankfurt wurden Radwege ausgewiesen, bewachte Fahrradstellplätze mit Ladestationen eingerichtet, vergünstigte DB-Ferntickets sowie kostenfreie Leihfahrräder zur Verfügung gestellt. Das Ergebnis ist beeindruckend: Fairnamic berechnete, dass bei der Eurobike 2022 über 70 Prozent des Publikums an den fünf Messetagen die Messe mit dem Rad, zu Fuß oder mit Bahn und Öffis besuchte – eine komplette Umkehr des Anreiseverhaltens zur vorangegangenen Eurobike in Friedrichshafen.

Die Motivation, sich an der Climate Mobility Challenge zu beteiligen? „Wir möchten mit einem guten Beispiel vorangehen“, sagte die zuständige Projektmanagerin Katja Richarz. „Als Antwort auf die weltweiten Herausforderungen wie Klimawandel, Urbanisierung und demografischer Wandel gestalten wir die Transformation des Fahrrads vom Freizeitgerät hin zum zentralen Baustein der Mobilitätswende.“ Das Thema Nachhaltigkeit wird bei der Eurobike großgeschrieben. Und da gibt es immer etwas zu tun: „Wir hoffen, 2023 noch bessere Zahlen zu erreichen“, so Richarz: „Geplant ist unter anderem, für den letzten großen Teil der CO2-Produktion der Veranstaltung, der Kühlung der Hallen, eine CO2-Kompensation durchzuführen.“

Am Ende der Preisverleihung traten noch einmal alle Gewinner und Gewinnerinnen für ein gemeinsames Foto auf die Bühne – und freuten sich sichtlich. Nicht nur über den Preis, sondern auch darüber, Teil der größten Plattform für nachhaltige Mitarbeitenden-Mobilität zu sein. Ihnen gelang es nicht nur, den eigenen firmenspezifischen CO2-Ausstoß zu verringern, sie werden mit ihren kreativen Lösungen sicher auch andere Unternehmen inspirieren.